oder wie sich Gegensätze anziehen
Das eine Teil kann garnicht leicht und fest genug sein, während das andere möglichst schwer und behäbig seinen Dienst tun soll. Die Rede ist von der Kielfinne und der zugehörigen Bleibombe für das Rhepro21. Zwei der letzten großen Bauteile sind jetzt fertig um in nur wenigen Tagen zum ersten Mal in die feuchte Umgebung einzutauchen. In zwei spannenden Aktionen wurde das mehr als 200kg schwere Gussstück und die nur wenige Kilo schwere Finne hergestellt.
Los ging es mit dem Gießen der Bombe. Nachdem noch kurzfristig am Freitag abend (na gut, es war eher Nacht) ein ausreichend großer und stabiler Tiegel gebaut wurde, musste er gleich am nächsten Tag seine „Feuertaufe“ überstehen. Unser herzlicher Dank gilt Eduard von Allwörden für das Material und Tim Wunderlich für die Schweißkünste!
Ein stabiles Gestell zum Aufhängen des Kessels, 20kg Holzkohle bzw. -briketts und 250kg Blei wurden am vergangenen Samstag in den Schulgartenweg gebracht. Nach nur vier Stunden des Erhitzens hatte das Blei die nötige Temperatur und war vollständig verflüssigt, ideal um es in die Betonform zu gießen. Vorsichtig wurde es über eine Rinne in die angewärmte Form gegossen und konnte dort langsam erstarren. Möglichst wenige Lunker (Löcher) und eine glatte Oberfläche sind das Ziel dieser vorsichtigen Herangehensweise, das Ergebnis bestätigt unseren Weg. Wir haben jetzt also ein Gegengewicht zum Winddruck auf die ordentlich dimensionierte Segelfläche!
Nächster Schritt war die Vakuuminfusion der beiden Halbschalen für die Kielfinne. Sie muss die komplette Last der Bleibombe ertragen d.h. die Zugkraft im Hafen aber auch die Durchbiegung wenn wir auf der Backe liegen. Demenstprechend muss die Bauweise stabil und trotzdem leicht sein. Schließlich wollen wir jedes Gramm Gewicht in die Bombe bringen und nicht in die Höhe!
Mit einem kleinen Workshop sollte die Herstellung im Vakuuminfusionsverfahren allen Clubmitgliedern und Interessierten nahe gebracht werden. Knapp zehn junge und nicht mehr ganz so junge Teilnehmer folgten der Einladung und reisten teils sogar von Stuttgart an um sich diesen Schritt nicht entgehen zu lassen. Nach einer kurzen Einführung in die Vor- und Nachteile des Verfahrens, einem Rundgang über das Gelände während dem alle Bauschritte (Urmodelle, Negativformen, Mastbau, Hilfsmittel) des Bootsbauprojektes erläutert wurden, ging es an das Belegen der Formen.
Die trockenen Fasern wurden in die Form eingebracht, das farbige Gelcoat wurde schon ein paar Tage vorher aufgetragen, die nötigen Zusatzschichten wie Abreissgewebe, Lochfolie und Fließhilfe zugeschnitten und dann mit Vakuumfolie abgedeckt. Alle Formen waren absolut vakuumdicht und zogen keine Luft durch Löcher oder Risse, trotzdem gab es ein kleines Malheur. Just in dem Moment als die nötige Harzmenge angerührt war, fielen beide Vakuumpumpen aus. Wenige Momente vorher liefen sie noch einwandfrei! Guter Rat war teuer, die spontane Fehlersuche brachte nicht den nötigen Durchbruch und die (Topf-)zeit des Harzes drängte. Gottseidank steht noch eine überdimensionierte Vakuumpumpe (100cbm Saugleistung/Stunde!!!) in der Ecke, die uns dann aushilft. Jetzt geht es also relativ schnell und die Fasern durchtränken sich gleichmäßig und zügig mit Epoxidharz. Noch ein kurzer Check ob alle Verbindungen dicht sind, die Harzeimer nicht zu heiß werden können und ein spannender Abend geht zu Ende.
Wir freuen uns über die Resonanz, die vielen Besucher und das Interesse am Rhepro21-Bootsbauprojekt. Aktuelle Berichte und Fotos vom Baustand gibt es unter www.rhepro21.de